Allerheiligen – für alte Menschen oft eine schwere Zeit

Allerheiligen
Einsamkeit im AlterBei meinen Treffen mit Seniorinnen und Senioren ist die Auseinandersetzung mit Einsamkeit und Verlust Bestandteil menschlicher Begegnung. Wenn Sie sich von diesem Thema angesprochen fühlen, erfahren Sie in meinen neuen Blog, auf welche Weise ich alten Menschen in ihrer Zurückgezogenheit begegne.
Einsamkeit im Alter

Einsamkeit und Trauer

Für meine Großmutter war die Zeit zwischen Allerheiligen und dem Neuen Jahr die schmerzvollste des Jahres. Mit dem 1. November begannen Wochen der Trauer und des Gefühls des Zurückgelassenseins. Es schmerzte meine Oma während dieser Tage ganz besonders, „wem sie aller schon hinterhergeschaut“ hatte – das waren ihre Worte. Zurück blieben die Empfindungen von Einsamkeit und Verlust. 

Fehlende Anrufe und Besuche

Meine Großmutter hatte beinahe alle Freundinnen und Bekannte überlebt. Manchmal zeigte sie mir ihr Telefonbuch und ging mit mir kopfschüttelnd alle Namen von A-Z durch. Die bittere Wahrheit war, dass es kaum noch jemanden gab, den sie anrufen oder zu sich einladen konnte. So erzählte sie mir dann oft Geschichten über Menschen, mit denen sie besonders verbunden war.

Zuhören und auf andere Gedanken bringen

Ich konnte ihre tiefe Trauer zwar spüren, aber nicht nachempfinden. Und ich hörte ihr zu. Ich versuchte auch, sie nach einer Weile auf andere Gedanken zu bringen. Ihr von meinem Leben zu erzählen und von der Welt um uns beide herum. Während dieser Ablenkungen zeigte sich meist auch wieder ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Meine Oma sprach oft davon, dass es ihr viel bedeutete, dass ich bei Ihr war. Sie ließ mich ihre Dankbarkeit für die Zeit, die ich mit ihr verbrachte, immer spüren. 

Dankbarkeit für Zeit

Diese Dankbarkeit wurde mir in den letzten Jahren sehr oft entgegengebracht. Von hochbetagten Menschen, die sehr viel Zeit alleine verbrachten. Das berührt mich in schöner Weise, weil ich mich mit dem Gefühl, einem Menschen Freude bereitet zu haben, nach einem Besuch verabschieden kann. Aber es berührt mich auch in wehmütiger Weise, da ich mir denke, wie traurig es ist, wenn alte Menschen unfreiwillig unzählige einsame Stunden verbringen.

Freude und Abwechslung

Durch meine persönlichen Erfahrungen geprägt ist es mir eine Herzensangelegenheit, zurückgezogen lebenden alten Menschen Freude, Abwechslung und Aufmerksamkeit zu bringen. Für ein paar Augenblicke die Einsamkeit durch Gesellschaft abzumildern und wenn möglich, abzulösen. Manchmal gelingt dies alleine durch Zuhören. Manchmal durch angeregte Unterhaltung. Meine Motivation für Begegnungen ist Wertschätzung und Interesse für Menschen und ihr Schicksal – in schmerzvollen und einsamen Momenten in gleicher Weise wie in Zeiten der Freude und Geselligkeit.

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